Psychoedukation entlastet
Angehörige sorgen sich um ihre Liebsten bevor diese selbst eine Krankheitseinsicht haben. Mütter, Väter und Lebensgefährt_innen kommen mit vielen Fragen, Ängsten und leider auch Selbstvorwürfen zu mir. Es gibt keinen eindeutigen Grund für das, was sich ereignet. Deswegen sind die neigen Bezugspersonen Betroffener dazu, sich selbst die Schuld zu geben – dies ist immer noch erträglicher, als vollkommen ohne Antwort zu sein.
Niemand ist schuldig!
In erster Linie ist es deswegen wichtig Angehörigen Informationen in die Hand zu geben. Wodurch entstehen Essstörungen? Wie unterscheiden sie sich voneinander? Welche Risiken bringen sie mit sich bzw. wie können Folgeschäden minimiert werden? Welche Möglichkeiten der Veränderung bestehen?
Essstörungen haben eine multifaktorielle Entstehungsgeschichte. Es gibt nicht DIE EINE Ursache dafür, warum ein Essverhalten entgleist. Wir alle sind dem enormen Einfluss der Medien ausgesetzt. Wir leben in einer kapitalistisch und patriarchal organisierten Überflussgesellschaft, in der sich schon seit längerem vieles mit rasantem Tempo verändert. Rituale und familiär überlieferte spirituelle Orientierung sowie Halt gebende Traditionen kommen uns immer mehr ersatzlos abhanden. Frauen sollen gleichzeitig dem aktuellen kulturüblichen Schönheitsideal entsprechen, mitfühlende Mütter und toughe Karrierefrauen sein. Insgesamt ist viel zu oft der äußere Schein wichtiger als augenblickliche Bedürfnisse. Nicht zuletzt ist die psychische Verfasstheit im Kontext der bisherigen Entwicklungsbedingungen zu sehen.
Sich selbst verstehen
Ein möglicher Zugang zum Thema ist es, zu beleuchten, wie Angehörige mit dem Essen umgehen. Dazu biete ich neben dem Gespräch kreative Ausdrucksmittel an. Das dabei entstehende Verständnis für sich selbst erleichtert es, die Tochter oder (Ehe-) Partnerin mit ihrem Essverhalten anzunehmen.